Nick Bachem gewinnt Silber

Europameisterschaft Herren

Zürich/Schweiz - Nick Bachem, einer der Helden von Hilversum, hat sich bei der Einzel-Europameisterschaft der Herren im GCC Zürich in einem faszinierenden Duell mit Titelverteidiger Matthias Schmid die Silbermedaille gesichert. Bei ganz schwierigen Bedingungen am Finaltag setzte sich Schmid letztlich mit drei Schlägen Vorsprung gegen den Sportsoldat vom Marienburger GC durch.


Einen deutschen Doppelsieg hatte es in der Geschichte der Europameisterschaften noch nie gegeben. Eine erfolgreiche Titelverteidigung hatte es bisher nur einmal gegeben. Die Erfolgsgeschichte für den deutschen Golfsport allgemein und für Matthias Schmid und Nick Bachem speziell geht weiter. Bis zur Titelverteidigung war es für den Champion gegen Nick Bachem an einem kalten und regnerischen Tag in Zürich aber ein sehr hartes Stück Arbeit.

Vorentscheidung

Matti Schmid und Nick Bachem gingen schlaggleich mit fünf Schlägen Vorsprung auf die restliche Konkurrenz in die Finalrunde.
„Es war ein Art Matchplay, allerdings mit schlechtem Start für mich“, analysierte Nick Bachem die Voraussetzungen am Anfang der Runde. Gleich auf Bahn 1 verlor der Marienburger drei Schläge durch ein Triple-Bogey, bei dem ein Baum und Wasser die Hauptrollen spielten. Nach einem weiteren Bogey hatte er schon nach zwei Bahnen vier Zähler Rückstand auf Schmid, was bei den Bedingungen kaum noch aufholbar erschien. Kälte und Regen setzten den Athleten zu, so dass teilweise sogar das Gefühl für Schläger und Ball verloren gingen.
Auf Bahn 12 hatte Matthias Schmid das Glück des Tüchtigen, als sein Schlag in den Wald nicht bestraft wurde und er stattdessen sogar noch einen Eagle notieren durfte.
Der Siegerscore war nach Runden mit 66, 71, 64 und 72 Schlägen bei gesamt elf unter Par. Nick Bachem folgte mit acht unter Par, nachdem er Scorekarten mit 70, 68, 63 und 75 Schlägen unterschrieben hatte.
Am Ende hatte der alte und neue Europameister somit drei Schläge Vorsprung auf den Spieler aus NRW und auch Nick Bachem konnte wenige Stunden nach dem letzten Putt schon wieder sehr positiv auf die Woche blicken: „Ich bin sehr zufrieden, alleiniger Zweiter bei der EM geworden zu sein. Heute die Runde war echt schwer, vielleicht eine der anstrengendsten Runden in meinem Leben. Es lief erst alles so, wie es nicht laufen sollte, aber ich habe reingehangen und kann mir nichts vorwerfen. Ich habe versucht, weiter zu grinsen und weiter gute Schläge zu machen, mich nicht unterkriegen zu lassen. Das habe ich ganz gut hinbekommen. Matthias hat im entscheidenden Moment wahnsinnig gut gespielt. Seine ganze Familie und Freunde waren dabei. Die sind alle golfverrückt, aber süß und schön golfverrückt, sehr fair. Das hat richtig Spaß gemacht, auch wenn ein zweiter Platz immer irgendwie ein bisschen weh tut.“

Die epische Battle

Nick Bachem und Titelverteidiger Matthias Schmid hatten sich am Moving Day der Europameisterschaften im Duell um die Spitze einen faszinierenden Kampf geliefert. Beide Athleten aus dem Kader von Bundestrainer Ulli Eckhardt hatten vor knapp zwei Wochen gemeinsam Golfgeschichte geschrieben, als sie daran beteiligt waren, zum ersten Mal für Deutschland die Team-EM zu gewinnen.
Was sich am dritten Wettkampftag im GCC Zürich abspielte, wird als dritter von vier Akten eines Schauspiels in die Geschichtsbücher des Golfsports eingehen, das einem Märchen in Schwarz-Rot-Gold gleicht.
Bachem und Schmid stachelten sich gegenseitig zu absoluten Höchstleistungen an und so kam es, dass der Sportsoldat vom Marienburger GC mit einer 63 (-8) den einen Schlag aufholte, den der Titelverteidiger zuvor noch an Vorsprung hatte.
Neun Birdies und ein Bogey standen am Ende auf der Scorekarte von Nick Bachem, der am Abend mit einem entspannt-zufriedenen Gesichtsausdruck vom Tag erzählte und voller Vorfreude auf den Finaltag schaute:
„Heute mit Matti zusammen war es eine besondere Runde. Wir haben beide sehr, sehr gut und uns gegenseitig in einen Rausch gespielt. Mir hat es sehr gut getan, dass Matti auch krass gutes Golf gespielt hat. Der eine hat einen perfekten Schlag gemacht, worauf der anderen es noch besser machte. Der eine locht den Putt, der andere auch. So ging das die ganze Runde über, was sehr gut war. Morgen wird ein ganz anderer Tag. Das Wetter wird wohl deutlich schlechter. Ändern kann man es nicht, man muss sich aber darauf einstellen. Die Fahnenpositionen werden wohl auch wieder deutlich schwieriger sein. Heute war es eine sehr schöne Runde. 63 ist mein bisher tiefster Score. Vier oder fünf mal habe ich bisher in einem Turnier acht unter Par gespielt, aber das war bisher immer eine 64. Ich werde versuchen, so weiter zu machen wie bisher und hoffe, am Ende dann ganz oben zu stehen.“

Dauergrinsen beim Bundestrainer

Der Bundestrainer konnte es kaum fassen, wie stark seine Schützlinge sich zwei Wochen nach dem größten Triumph bisher schon wieder präsentieren. „Das war heute ein Tag, wie man ihn sich als Bundestrainer wünscht. Nick und Matti haben sich vorne ein tolles Match auf allerhöchstem Niveau geliefert. Die beiden haben sich die Birdies und Eagles um die Ohren gehauen und sich immer gegenseitig gepusht. Das war echt großartig. Auch die acht unter Par von Philipp Katich war eine großartige Runde. Das kann man gar nicht anders bezeichnen. Die Fahnen waren heute nicht ganz so schwierig gesteckt wie gestern, aber die Runden, die alle drei heute gespielt haben, waren grandios. Für morgen ist die Ausgangslage wunderbar. Zwei Spieler in geteilter Führung, an dritter Stelle auch noch der Philipp. Mehr kann man sich nicht wünschen, so dass ich mich sehr freue“, hatte Ulli Eckhardt am Abend vor der Finalrunde schon wieder ein Dauergrinsen im Gesicht.

Berührt

Silke Lüdike, Mental-Coachin der Herren des National Team Germany, die auch bei dieser EM vor Ort war, war richtig begeistert von ihren Schützlingen: „Das war hier einmalig. So eine Battle wie am dritten Tag habe ich noch nie erlebt. Ich bin einfach nur glücklich und berührt, freue mich für die Jungs und das gesamte Team. Das war wieder eine tolle Woche!“

Ins Rampenlicht geschossen

Schon am zweiten Wettkampftag hatte sich Nick Bachem ins Rampenlicht geschossen und war mit Tagesbestscore nach vorne gerückt.
Der Sportsoldat vom Marienburger GC hat nach seiner 70 vom Auftakt eine 68 (-3) folgen lassen und kletterte damit auf den zweiten Platz. Kurios: Wieder hat der Marienburger, wie schon am ersten Tag, auf den Bahnen 15 und 18 Boden verloren. Die beiden Bogeys verhinderten, dass der Kölner mit dem Leader gleichziehen konnte. Dennoch war Bachem rundherum zufrieden mit dem Tag: „Ich finde den Platz richtig schön. Die Grüns sind riesig, aber sehr onduliert. Man muss kleine Stellen treffen, das finde ich ganz cool. Der ganze Platz liegt mir ziemlich. Es ist ein großer Vorteil, hier weit schlagen zu können und dann nur noch Wedges in die Grüns zu haben, wenn andere noch ein mittleres Eisen reinschlagen müssen. Bei mir läuft es bisher richtig gut. Drives und langes Spiel sind sehr gut. Das Putten ist sehr ordentlich. Das Beste bisher war, dass ich es gut hinbekommen habe, zwei Runden so entspannt wie möglich zu gehen, wobei der Platz eben auch ziemlich stressig werden kann. Wenn ich das noch zwei Runden hinbekommen, wird es hier richtig gut werden“, strahlte der Sportsoldat angesichts der guten Ausgangslage und seines souveränen Spiels.

Goldene Zeiten

Marcus Neumann, Vorstand Sport im DGV, freute sich mit den Athleten über diesen erneut beeindruckenden Auftritt: „Nach dieser fulminanten Europameisterschaft freue ich mich über die goldenen Zeiten für Golfdeutschland. Der Erfolg im Golf Team Germany ist sehr breit aufgestellt. Wo auch immer die Mannschaften antreten, spielen sie nicht nur um Medaillen, sondern gewinnen diese auch. Diese Erfolge sind nicht einfach locker erspielt, sondern beruhen auf wirklich harter Arbeit unserer Athleten und Betreuerteams in einem hochprofessionellen System mit vielen wirksamen Rädern im Fördergetriebe. 2013 haben wir die Vision Gold 2020 proklamiert. Offenbar eine Punktlandung für die Nummer eins von 2019 und noch klarer nun in 2020 unter den Verbänden in der EGA.“

Leaderboard

 

Silber für Nick Bachem (li, Foto: EGA)

Die Bedingungen in Zürich waren schwierig (Foto: EGA)