Wenn bei strahlendem Sonnenschein zur Tagung der Jugendwarte in Nordrhein-Westfalen ca. 80 Vertreter aus 46 Clubs nach Mettmann kommen, ist dies ein starkes Signal. Obwohl oder vielleicht gerade weil die Zahl der Jugendlichen im Golfsport sinkt, ist in immer mehr Clubs offenbar die Einsicht gewachsen, dass die Zukunft nur dann gestaltet werden kann, wenn heute Kinder und Jugendliche begeistert werden.
Als Einstieg in die Tagung stellt Hans-Georg Blümer die sportliche Bilanz des Jahres 2016 vor. Der Sportkoordinator des Golfverbandes NRW hebt neben vielen sehr guten Platzierungen die Medaillengewinner bei Deutschen Meisterschaften heraus: In der Altersklasse bis 18 Jahren holte Timo Vahlenkamp den Titel und Nick Bachem gewann die Silbermedaille. In der AK 16 sichert sich Frederik Schott Bronze, während in der AK 14 Luc Breuer Meister und Frederic Eisenbeis Vizemeister werden. Die Mädchen blieben 2016 ohne Medaille.
Bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften der Jugend wurde der Kölner GC bei den Mädchen AK 14 Vizemeister, bei Jungen holte der junge und ambitionierte Club vom Rhein sogar den Titel und setzte sich damit gegen den GC Hösel durch, der Silber gewann.
In der KRAMSKI Deutsche Golf Liga holte der GC Hubbelrath erneut den Titel bei den Herren und auch international waren Athleten aus NRW erfolgreich unterwegs. Sophie Hausmann sichert sich mit der Internationalen Amateurmeisterschaft von Deutschland ihren ersten großen Einzeltitel und war auch daran beteiligt, dass Deutschland bei der Team-Europameisterschaft die Bronzemedaille gewinnen konnte. Bei der Team-EM der Jungen waren Timo Vahlenkamp und Nick Bachem am Gewinn der Silbermedaille beteiligt. Bei der Jungen-Weltmeisterschaft hatten die beiden Spieler ebenfalls großen Anteil daran, dass Deutschland Vizeweltmeister werden konnte.
Dass der Leistungssport Golf in NRW auf einem guten Weg ist, kann man aus den Zahlen der Rahmenrichtlinien zur Förderung des Nachwuchsleistungssports ablesen. Die olympischen Sportarten werden hier im Vergleich bewertet und der Golfverband NRW ist im Golfsport der Landesverband mit den besten Wertungen, hat im Vergleich zu anderen Sportfachverbänden aber durchaus noch Potenzial zur Steigerung.
Um die Jugendarbeit im Land vor allem an der Basis zu stärken, wurde mit Alexandra Schleining eine hauptamtliche Landestrainerin eingestellt. Diese hat natürlich auch Aufgaben in der Leistungsförderung, steht aber gerade auch den Clubs zur Verfügung, um vor Ort dabei zu helfen, die Konzepte der Jugendarbeit zu optimieren. Jeder Club, der für sich ein Konzept für die Jugendarbeit entwickelt hat, wird vom Golfverband NRW unterstützt, insbesondere durch die fachliche Kompetenz, die Alexandra Schleining einbringt.
Der Kids-Cup kann in die offenen Wettspiele der Clubs integriert werden. Ein Wettspiel je Club kommt in die Wertung des Golfverbandes NRW und wird vom Verband mit Preisen unterstützt. Die Einstiegshürde bleibt weiterhin bei Vorgabe 45, damit die ausrichtenden Clubs wenig Aufwand bei der Organisation der Wettspiele mit Teilnehmer anderer Clubs haben. 2016 qualifizierten sich von 160 Kindern 26 für das Finalturnier.
Im Talent-Cup geht es vor allem darum, alle Kinder in das Team des Clubs einzubinden. Sogar Schüler, die bislang noch fast keine golferischen Fähigkeiten haben, können beim Wettbewerb für das Team eines Clubs mitmachen, indem sie zum Beispiel die koordinativen und athletischen Wettkampfteile absolvieren. So ergeben sich ganz andere Möglichkeiten, den Kindern schnell ein "Wir-Gefühl" und den Teamgedanken zu vermitteln und so die Identifikation mit dem Club zu erhöhen. Zum Finalturnier qualifizierten sich von den 945 gemeldeten Kindern insgesamt 67 Teilnehmer aus 16 Clubs. Der Finaltag Am Alten Fließ war mehr als beeindruckend. Wenn leuchtende Kinderaugen als Gradmesser für eine erfolgreiche Veranstaltung gelten, war dieser Finaltag die vielleicht beste Veranstaltung, die es je im Golfverband NRW gegeben hat.
Um Kinder für den Golfsport dauerhaft zu begeistern, ist es auch wichtig, den Nachwuchs in den Wintermonaten an den Club zu binden. Wenn teilweise bis zu fünf Monate kein Training für die Jugendlichen stattfindet, ist die Gefahr sehr hoch, dass der Nachwuchs sich in dieser Zeit anderweitig orientiert und für den Golfsport dann verloren ist.
Da die Zahlen der Mädchen in den Jugendgruppen erschreckend gering sind, muss hinterfragt werden, weshalb so wenige Mädchen Golf spielen und wieso so viele, die angefangen haben, wieder aufhören. Als Gründe wurden viele Faktoren ermittelt, die den Schluss zulassen, dass es wichtig ist, spezielle Angebote für Mädchen zu machen, so dass diese sich nicht schon in jungen Jahren mit Jungen messen müssen und dort oft zum Beispiel aufgrund ihrer kürzeren Schläge verhöhnt werden.
In Jugendwettspielen wäre ein Ansatz, reine Mädchen-Flights zu bilden. Dies können die Clubs machen, ohne dass hierfür die Ausschreibungen des Golfverbandes NRW geändert werden müssten.
Landestrainerin Alexandra Schleining hat ein Förderkonzept für Mädchen erarbeitet. Nach der Evaluierung der Gründe für die geringe Zahl an Mädchen im Jugendgolf wurden mit dem Programm ?Girls go Golf in NRW" Maßnahmen getroffen, um mehr Mädchen für den Sport zu gewinnen. Im Rahmen einer Sichtung wurden rund 40 Mädchen gefunden, die in speziellen Trainingsgruppen an vier Landesstützpunkten die Möglichkeit bekommen, gesondert gefördert zu werden, ohne zunächst formell zum Kader zu gehören.
Generell gilt für den Golfverband NRW die Prämisse, das ?Life long learning" ermöglicht werden soll. Für den Leistungssport geeignete Persönlichkeiten auszubilden, steht immer über dem erzielten Ergebnis im Jugendwettkampf.
Da im Golfsport das Hochleistungsalter erst ab 23 Jahren oder noch später erreicht wird, der Landesgolfverband die Talente aber nur im Alter von 10 bis 18 Jahren fördert, kann nicht das Ziel sein, möglichst viele Titel in der Jugend abzuräumen. Erfolge in den AK 14/16/18 werden gern "mitgenommen", sind aber nicht das Ziel.
Viel wichtiger ist, die Kompetenzen zu entwickeln, die langfristig von Tourspielern benötigt werden und letztlich, möglichst viele Athleten für das deutsche Olympiateam zu stellen. Aktuell sind alle vier Athleten, die der Deutsche Golf Verband im Elite Team Germany im Hinblick auf Tokio 2020 fördert, aus Nordrhein-Westfalen.
Um junge Sportler auf diesem Weg zu begleiten, sind immer viele Hände wichtig. Die Koordination aller Trainer und Betreuer ist wesentlich, damit jeder genau dort den Athleten weiter bringt, wo es gerade nötig ist. Als Bild für diese koordinierte Arbeit wird ein Formel-1-Rennwagen gezeigt, bei dem zahlreiche Helfer in kürzester Zeit einen Reifenwechsel durchziehen können, weil jeder exakt dort handelt, wo es für das Team effektiv ist. Landesverband, Landestrainer, Club, Clubtrainer, die Eltern, Schulen und Lehrer können so jeder einen wertvollen Beitrag leisten, damit der Jugendliche optimal gefördert wird.
Hans-Georg Blümer betont am Ende einer harmonischen und konstruktiven Tagung, dass die Clubs als Keimzelle unersetzbar sind. Nur wenn im Breitensport eine breite Basis als Fundament gelegt wird, kann auf dem Weg an die Spitze leistungssportlich agiert werden. Es kommt auf jeden einzelnen Club an und so ruft der Golfverband NRW alle Clubs auf, so viel wie möglich in die Zukunft zu investieren.
Jugendwartetagung 2017
Nachhaltige Entwicklung ist das Oberziel