Düsseldorf/9.3.2014 - Zentrales Thema der Tagung der Jugendwarte, die am 9. März in Düsseldorf in den Räumen des Internationalen Golfclubs Düsseldorf Kosaido stattgefunden hat, waren die Bemühungen, die sinkenden Mitgliederzahlen bei Kindern aufzufangen. Jens Hausmann, Mitglied im Sportgremium des Golfverbandes Nordrhein-Westfalen eröffnete die Tagung mit dem Hinweis, dass alleine im Vergleich der Jahre 2012 und 2013 die Golfclubs im Land rund 500 jugendliche Mitglieder verloren haben. Hauptziel des Landesverbandes sei es daher, die Clubs bei ihrer Jugendarbeit zu unterstützen und auch eigene Angebote für Kinder und Jugendliche zu schaffen.
Für die Integration von Kindern auf den Golfanlagen hat der Golfverband NRW ein Konzept entwickelt, das seit Herbst 2013 schon auf vier Golfanlagen (Krefelder GC, GC Münster-Tinnen, GC Am Kloster Kamp. GC Rittergut Birkhof) umgesetzt wird: Das Talent-Tee sorgt dafür, dass Kinder schneller Erfolgserlebnisse haben und auch der Spielfluss gesteigert wird. Die Entfernungen der normalen Abschläge sind für Kinder kaum zu bewältigen und bieten wenig Raum für Spielfreude, Motivation und Erfolgserlebnisse. Talent-Tees sind Abschläge, mit denen die vorhandenen Bahnen kindgerecht gekürzt werden. Die so gekürzten Bahnen bekommen das gleiche Par wie die Originalbahn, werden aber nicht geratet. Ziel ist dabei vor allem, die Kindern an den Platz heranzuführen. Der Spaß am Spiel soll geweckt werden. Durch die kürzeren Bahnen können Kinder aller Altersklassen gemeinsam mit Erwachsenen spielen, ohne dass der Spielfluss beeinträchtigt wird.
Für die Zukunft sind weitere Maßnahmen zur Unterstützung geplant. Die Bildung von Regionalgruppen, Einführung einer Wettspielserie, Erstellung von Trainingsbüchern und Ideensammlung von Trainings- und Wettspielmöglichkeiten sollen das Konzept ergänzen.
Eine Bedingung für die Teilnahme von Golfclubs am Förderkonzept Talent-Tee ist der ständige Einsatz von Abschlagplatten und -kugeln auf dem Platz. Dies wird seitens der Clubs auch als ein Bekenntnis zur Jugendarbeit verstanden.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch der Deutsche Golf Verband. Entscheidender Unterschied des Junior-Tees zum Konzept des GV NRW: die ebenfalls verkürzten Spielbahnen werden geratet.
Jens Hausmann berichtete über die Erfolge jugendlicher Golfer aus NRW im Jahr 2013. Bei den Deutschen Meisterschaften der Jungen (AK 14) belegte Justus Heilmann (GC Bergisch Land) den 3. Platz. Dazu kamen ein 6. Platz (AK 14) von dessen Bruder Felix Heilmann (ebenfalls GC Bergisch Land) und ein 4. Platz von Julian Hausweiler (GC Hösel) in der AK 16.
Deutlich erfolgreicher haben die Mädchen abgeschnitten. In der AK 14 belegte Anna Elisabeth Ruttert (GC Hummelbachaue) den 3. Platz, dazu kam Nina Schmitz (Marienburger GC) auf Platz 6, Anna-Maria Diederichs (Hösel) wurde in dieser Altersklasse 7.
Überragend waren die Mädchen der Altersklasse 16. Fiona Liddell (Westfälischer GC Gütersloh) wurde Deutsche Meisterin, Anna-Theresa Rottluff (GC Hubbelrath) belegte den 3. Platz. Weitere fünf Mädchen aus NRW konnten sich in der Top 10 platzieren.
Weitere große Erfolge gab es aus Sicht des Landesverbandes bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften. Der GC Hubbelrath gewann die Meisterschaft der Jungen AK 18 und sicherte sich bei den Mädchen AK 18 den 3. Platz. Ebenfalls Deutscher Meister wurden die Jungen AK 14 des GC Bergisch Land und die Mädchen AK 16 des Düsseldorfer GC.
Vergleichswettkämpfe
Seit 2013 wird der Länderpokal für Jungen- und Mädchen separat ausgespielt. Die Mädchenmannschaft aus NRW belegte einen zufriedenstellenden 3. Platz, während die Jungen mit dem 7. Platz deutlich hinter den Erwartungen zurückblieben. Jens Hausmann betonte, dass der Golfverband NRW sich zum Ziel setzt, bei den Länderpokalen zukünftig vorne mitzuspielen und auch zu gewinnen.
Erstmals hat eine Jugendmannschaft aus NRW bei der Friendship Trophy teilgenommen. Die vier Jungen und zwei Mädchen belegten bei diesem Vergleichsturnier zwischen regionalen Teams aus England, Frankreich, Spanien und Deutschland, das in Wentworth ausgetragen wurde, Platz 3. Das Turnier sei eine gute Möglichkeit, um Erfahrungen auf internationaler Ebene zu sammeln und Kontakte zu knüpfen, so Jens Hausmann. Im Oktober 2014 wird die Friendship Trophy im GLC Köln ausgetragen.
Neue Strukturen in Leistungsförderung
Jens Hausmann teilt im Rahmen des Rückblickes mit, dass Hauke Wagner nicht mehr Landestrainer des Golfverbandes NRW ist und Stephan Krämer von seinem Amt als Jugendausschussvorsitzender zurückgetreten ist. Beiden dankte Hausmann für ihr außerordentliches Engagement im Jugendbereich.
Parallel zu diesen personellen Änderungen gibt es Strukturveränderungen im Golfverband NRW. Bisher gab es einen Jugend- und einen Sportausschuss mit getrennten Aufgabenbereichen und geringem wechselseitigen Informationsfluss. Da es aber vielfach inhaltliche Verbindungen zwischen beiden Ausschüssen gab, erschien es nur logisch, die Förderung des Sportbereichs in die Hände eines Gremiums zu geben, das dann einen besseren und umfassenden Überblick hat. Zukünftig wird es ein Sportgremium geben, dem Erhard Wetterich, Jens Hausmann und Hans-Georg Blümer angehören. Unter diesem einheitlichen Dach wird sich ein Ausschuss mit dem Spitzensport befassen, also vor allem mit Kaderangelegenheiten und weitere Belange des Spitzensports.
Zudem wird ein Ausschuss Sport eingerichtet, der sich mit allen anderen Facetten des Leistungs- und Breitensports befasst. In dessen Aufgabengebiet fallen die Regularien, Durchführung von Meisterschaften und Jugendthemen wie Talent-Tee und Schulgolf.
Momentan hat der Golfverband NRW keinen Landestrainer. Die Stützpunkttrainer des Verbandes haben alle eine hohe Qualifikation und bieten den Kaderspielern ein Training auf sehr hohem Niveau. Die Stelle des Landestrainers wird zur nächsten Wintersaison neu besetzt, wobei der neue Landestrainer stimmberechtigtes Mitglied im Ausschuss Spitzensport wird.
Die Kaderstrukturen werden momentan überdacht und zum Herbst 2014 wird es in diesem Bereich deutliche Änderungen geben. Neben dem Augenmerk auf den Spitzenkader soll vor allem die Förderung der bis 12-jährigen Kinder intensiviert werden, um einen soliden Unterbau zu bilden.
Jens Hausmann bittet die Jugendwarte und Trainer, dem Verband förderungswürdige Kinder zu benennen und die Kinder zur Teilnahme an Sichtungen zu ermutigen. Die Kader sind durchlässig. Kinder und Jugendliche können also jederzeit für einen Kader nominiert - oder auch aus dem Kader entlassen werden. Für Sichtungen und Nominierungen wird der Golfverband NRW nachvollziehbare Kriterien erarbeiten.
Seit März 2014 ist der GC Hösel als weiterer Stützpunkt für das Kadertraining eingerichtet. Aufgrund der durch das G8-Abitur angespannten zeitlichen Situation für Jugendliche wird der Verband bei der Einrichtung der Stützpunkte zukünftig verstärkt auf eine gute Verkehrsanbindung der Clubs achten und eine Zusammenarbeit mit Schulen anstreben, die besonderes Augenmerk auf den Sport legen.
Die Ersatzspielerregelung für die DMM Jungen/Mädchen wurde verändert. Die Mannschaft besteht zukünftig aus den Spielern und bis zu zwei Ersatzspielern, die nach der endgültigen Meldung eingesetzt werden können. Dies gilt für die Qualifikationswettspiele und das Regionalfinale.
An der "Aktion Jugend" des Deutschen Golf Verbandes haben bundesweit 180 Golfanlagen teilgenommen. Der DGV ehrt erstmals die besten zehn Clubs als Bundessieger sowie den jeweils besten Club eines Landesverbandes als Landessieger.
Erhard Wetterich schlägt vor, diese Auszeichnung künftig im Rahmen des Verbandstages durchzuführen, damit die Clubpräsidenten von den Möglichkeiten des Engagements in der Jugendarbeit erfahren. Eine erfolgreiche Jugendarbeit ist ein Garant für die Zukunft eines jeden Golfclubs.
Erhard Wetterich ruft die Golfanlagen dazu auf, mehr als Training anzubieten und sich auch breitensportlich aufzustellen. Die Kinder und Jugendlichen sollen gerne in den Club eintreten wollen.
Unter den zehn Clubs, die mit dem Titel "Bundessieger" ausgezeichnet werden, sind drei Clubs aus NRW. Der Düsseldorfer GC und der GC Paderborner Land sind in den letzten Jahren schon häufiger mit den Titel Landes- oder Bundessieger ausgezeichnet worden und erhalten für 2013 die Ehrung zum Bundessieger. Der bestplatzierte Bundessieger aus NRW wird gleichzeitig auch als Landessieger geehrt. Der GC Mülheim bekommt erstmals beide Auszeichnungen für seine Jugendarbeit.
Aufbau eines sinnvollen Jugendtrainings
Angelika Miele (Jugendwartin) und Peer Sengelhoff (Headpro) vom Marienburger GC stellen den Kölner Traditionsclub und dessen Jugendarbeit vor. Der Club verfügt über eine 9-Loch-Anlage und einen 9-Loch Par 3 Platz. Etwa 20 Prozent der Mitglieder sind Kinder und Jugendliche. Diese werden von zwei Trainern und der Jugendwartin betreut. Neben der Unterstützung durch den Club bekommt die Jugendabteilung Zuwendungen aus einem Förderverein. Der Förderverein hat viele kleine Spender und ist deshalb nicht von einzelnen Personen abhängig. Der Förderverein schafft zudem eine bessere Akzeptanz der Jugend bei den Mitgliedern.
Als Zielsetzung für seine Jugendarbeit hat der MGC die Begriffe Sport und Heimat definiert. So ist es neben der Bereitstellung von geeigneten Übungsanlagen ebenso wichtig, den Kindern Angebote zur Förderung von sozialen Kontakten zu machen und die Kinder an den Club zu binden. Im MGC gibt es Training für alle Kinder, also wird nicht nur der Spitzensport gefördert. Es gibt auch Angebote für "Freizeitgolf". Das Training gliedert sich in zwei Bereiche: Das Training der Clubmannschaften, die ganzjährig zweimal pro Woche getrennt nach Jungen und Mädchen trainieren, zusätzlich ein Fitnesstraining erhalten und im Frühjahr ein Trainingscamp auf Mallorca durchführen. Zudem erhalten Hobbyspieler einmal pro Woche Training, wobei die Aufteilung nach Alter und Spielstärke erfolgt.
Die Kinder können darüberhinaus an wöchentlichen Jugendturnieren, an Feriencamps, dem Mini-Cup und weiteren Wettspielen teilnehmen.
Zur Förderung der sozialen Kontakte bietet der MGC eine Tischtennisplatte, die Möglichkeit, Fußball zu spielen, gemeinsame Grillnachmittage, Ausflüge oder den Besuch von Sportveranstaltungen. Auch die Anschaffung einheitlicher Polohemden trägt zum Gemeinschaftsgefühl bei.
Angelika Miele sieht ihre Aufgaben vor allem in der Organisation, der Information der Eltern und als Bindeglied zwischen Mitgliedern und Jugendlichen. Die Mitglieder müssen erkennen, wie wichtig es ist, eine gute Jugendarbeit zu haben.
Peer Sengelhoff deckt mit einem Kollegen das Golftraining ab. Die pädagogische Führung stellt er als eine seiner wichtigsten Aufgaben dar.
Im MGC profitieren die Kinder und Jugendlichen auch von der sportlichen Ausrichtung des Clubs. Die Clubmannschaften und Jugendlichen trainieren miteinander, die entstehende Sogwirkung ist nicht zu unterschätzen.
Ausblick
Hans-Georg Blümer berichtet über die Pläne des DGV, für die Jugendmannschaften ein getrenntes Ligasystem für Jungen und Mädchen einzuführen. Sollten diese Pläne umgesetzt werden, muss auch der Golfverband NRW nachziehen, da sonst keine Mannschaften aus NRW an den Deutschen Meisterschaften teilnehmen können.
Die Einführung eines veränderten Ligasystems wird in enger Abstimmung mit Lutz Pleines erfolgen, der den Spielbetrieb der derzeitigen Jugendliga in NRW maßgeblich organisiert.
Viele Clubs sehen das Problem, keine Mannschaften stellen zu können, da nicht genug Jugendliche vorhanden sind, wenn keine gemischten Mannschaften mehr gestellt werden können. Daher besteht der Wunsch, dass die Jugendliga für kleinere Clubs erhalten bleiben soll. Jens Hausmann versichert, dass es auch weiterhin in NRW die Möglichkeit zum Mannschaftssport für die Breite geben wird.