Frankfurt - Bei der traditionellen Saisoneröffnung mit der ersten Deutschen Meisterschaft des Jahres sind beide Titel nach Nordrhein-Westfalen gegangen. Merle Kasperek vom GC Hubbelrath und Claas-Eric Borges vom GC Essen-Heidhausen haben sich in ihren Finalspielen auf dem Platz des Frankfurter GC durchgesetzt. Titelverteidiger Nicolai von Dellingshausen (GC Hubbelrath) hatte in einem denkwürdigen Halbfinale gegen den Frankfurter Martin Keskari auf dem 18. Grün verloren, holte im "Kleinen Finale" aber souverän die Bronemedaille.
Mit einer famosen Leistung, insbesondere auf der Backnine, hat sich Merle Kasperek ihren ersten Deutschen Meistertitel geholt. Die Spielerin des GC Hubbelrath bezwang in einem hochklassigen Finale Olivia Cowan, die ihrerseits keineswegs schlecht gespielt hatte. Gegen die Puttleistung der neuen Meisterin war aber kein Kraut gewachsen. Fast nach belieben versenkte Kasperek die Bälle im Loch - egal ob aus neun oder sieben Metern. Sieben Mal reichte auf der Backnine ein Putt. Am Ende stand es 2und1 für die Spielerin aus NRW.
Dankbar war die Meisterin der DLM 2014 insbesondere ihrem Trainer. Mit Dawie Stander hatte Kasperek im Trainingslager ganz extrem am kurzen Spiel gefeilt. Dies zahlte sich schon im ersten großen Turnier des Jahres aus.
Auf dem Weg ins Finale hatte die Hubbelratherin in ihrer Vorrundegruppe mit Siegen gegen Fiona Liddell und Eva Mayr die Basis für den Einzug ins Viertelfinale gelegt. Gegen die Nationalspielerin Amina Wolf teilte Kasperek ihr Match, in dem sie schon mit einer grandiosen Leistung auf den Grüns überzeugte.
Im Viertelfinale schaltete Merle Kasperek die junge Berlinerin Luka Kienbaum glatt mit 5und4 aus. Das Halbfinale gegen die Nationalspielerin Antonia Eberhard war deutlich enger, aber auf dem 18. Grün stand dann doch ein 2auf-Sieg fest.
Gold und Bronze nach NRW
Wieder hat es für den gastgebenden Frankfurter GC nicht mit einem Heimsieg geklappt. Vor einem Jahr hatte Nicolai von Dellingshausen gegen Max Röhrig gewonnen, in diesem Jahr war Martin Keskari im Finale erneut einem Spieler aus Nordrhein-Westfalen unterlegen. In einem hochklassigen Finale setzte sich Claas-Eric Borges durch. Der Spieler des GC Essen-Heidhausen zeigte an allen Tagen dieser DLM eine konstant starke Leistung. In dem Finale, das von vielen Zuschauern begleitet wurde, ging Borges auf Bahn 2 in Führung, als Keskari seinen Abschlag in den Wald gesetzt hatte. Postwendend kam der Ausgleich und auf Bahn 7 ging der Frankfurter seinerseits in Führung.
Auf dem 10. Grün stopfte Keskari einen anspruchsvollen Putt zum Birdie und erhöhte damit auf 2auf. Wer nun aber meinte, dies sei auch nur ansatzweise die Vorentscheidung gewesen, sah sich getäuscht.
Der Caddie von Claas-Eric Borges hatte die richtigen Worte gefunden, um seinen Spieler noch einmal voll zu motivieren. Spätestens, als Martin Keskari auf Bahn 14 einen Dreiputt geschoben hatte und Claas-Eric Borges aus schlechter Lage die Bahn gewinnen konnte, war der Druck auf Seiten des Frankfurters. Mit dem Eagle auf Bahn 15 war der Motor von Borges so heiß gelaufen, dass der Essener komplett fokussiert die Runde zu Ende bringen konnte und letztlich den Titel ins Ruhrgebiet entführte. Am Ende erhöhte Borges auf dem 18. Grün noch auf 2auf, was allerdings eher Statistik-Freaks interessieren wird.
"Wenn ich mit Birdie-Par-Birdie in Rückstand gerate, kann man die Leistung von Claas-Eric nicht hoch genug werten. Er hat es überragend runter gespielt", zollte der Vizemeister großen Respekt vor dem Rausch, in den sich Borges zum Ende hin gespielt hatte.
Das Halbfinal-Match gegen Nicolai von Dellingshausen wird für Keskari in besonderer Erinnerung bleiben. Der Düsseldorfer war trotz Rückstands immer dran geblieben und hatte gebissen, bis am Ende auf dem 18. Grün nur ein Birdieputt für Keskari den Sieg bringen konnte. "Für solche Momente spielt man Golf", leuchten die Augen von Martin Keskari, wenn er an diesen Putt denkt.
Auch Claas-Eric Borges, der bei seiner siebten Teilnahme erstmals ins Finale einziehen konnte und bislang nie über Rang 12 hinausgekommen war, war mit dem Turnier rundum zufrieden: "Grundsätzlich möchte ich dem DGV ein Kompliment aussprechen, weil der Verband sich Gedanken gemacht hat, den Modus zu verändern. Dadurch haben Spieler, die ein Match teilen oder verlieren, doch noch die Hoffnung, doch noch Gruppenerster werden zu können. Das ist eine gute Sache."
Zwei Matches bleiben dem neuen Deutschen Meister in besonderer Erinnerung. Das Viertelfinale gegen Marcel Ohorn, als die beiden sich gegenseitig zu Höchstleistungen trieben und neben vier mit Birdie geteilten Bahnen auch auf der 17 jeweils mit einem Eagle vom Grün gingen. Die Zuschauer waren von dieser Partie restlos fasziniert. "Der Putt auf dem letzten Grün lief so, dass ich schon zwei Meter vor dem Loch wusste, dass der fällt. Da sind dann alle Emotionen aus mir herausgebrochen", erklärt Claas-Eric Borges, was auf dem letzten Grün aus seiner Sicht abgespielt hatte. Das Finale ist das zweite Match, auch weil es Höhen und Tiefen für beide Spieler bereit hielt.
Auf dem Weg ins Finale hatte Claas-Eric Borges in der Vorrunde alle Gegner bezwungen, darunter auch mit Hurly Long einen Nationalspieler. Im Viertelfinale folgte dann der 1auf-Sieg gegen Marcel Ohorn und das Halbfinale ging mit 3und1 gegen Ryan Lloyd, immerhin Deutscher Ranglistensieger 2013, an den Essener.
Das "Kleine Finale" war eine eher einseitige Partie. Nicolai von Dellingshausen holte sich gegen Ryan Lloyd die ersten fünf Bahnen und lag damit schon beinahe uneinholbar mit 5auf in Front. Zwar konnte der Spieler des GC Domäne Niederreutin noch einmal verkürzen. Mit 3auf für den Titelverteidiger ging es auf das 13. Tee. Nachdem sich der Hubbelrather die 13 und 14 geholt hat, stand der 5und4-Sieg fest.
Nachdem an den ersten drei Turniertagen jeweils perfektes Golfwetter in Frankfurt den Spielerinnen die Tages versüßte, mussten am Finaltag die Regenschirme gezückt werden. Später wurde es wieder trocken, die Sonne kam aber nicht mehr durch. Kurz nach dem Ende der Siegerehrung fing es erneut an, zu regnen. Insgesamt waren die Bedingungen auf der Anlage des Frankfurter Golf Club optimal und so wurden Platz, Gastronomie und das Team des FGC, das sich um das Wohl der Aktiven gekümmert hatte, mit viel Lob überschüttet.
Marcus Neumann, Sportdirektor des Deutschen Golf Verbands, war am Ende des Finaltages vom Matchplay wieder einmal völlig begeistert: "Einfach, klar und übersichtlich, ohne Kommastellen, einfach brutto, so macht es am meisten Spaß, für Spieler und Zuschauer. Das war ein toller Golftag!"
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