Bei der 20. German Boys and Girls International, die erstmals nicht in St. Leon-Rot stattfand, hat sich Antonia Steiner vom GC Hubbelrath nach dem Sieg 2023 bei den R&A Girls U16 ihren zweiten ganz großen internationalen Titel gesichert. Der Niedersachsen Course im Golf Resort Hardenberg forderte den Jungen aus 17 Nationen und Mädchen aus 18 Nationen vom ersten bis zum letzten Schlag alles ab. Am Ende musste das Turnier wegen Gewittern, die aus dem Harz in Serie nach Nörten-Hardenberg zogen, auf zwei Runden verkürzt werden, weil die dritte Wettkampfrunde nicht mehr beendet werden konnte.
Das Jubiläum dieses hochklassigen Jugendturniers, das für die europäische Mädchenelite von besonderer Bedeutung ist, weil es für die Qualifikation zum Ping Junior Solheim Cup gewertet wird, läutete eine neue Zeitrechnung ein.
Zuvor waren alle 19 Auflagen in St. Leon-Rot ausgetragen worden, nun also erstmals im Golf Resort Hardenberg, rund zwölf Kilometer nördlich von Göttingen. Der gastgebende Club hat sich als hervorragender Ausrichter gezeigt. Angesichts der schieren Wassermassen, die auf dem ebenso anspruchsvollen, wie bergigen Platz nieder gingen, haben die Greenkeeper fast ein Wunder vollbracht. Fairways und Grüns waren immer in sehr gutem Zustand, soweit die Regenmengen dies ermöglicht haben.
Konstante: Gewitter!
Bei allem, was bei dieser 20. Auflage neu war, blieb eine Konstante erhalten: Zur German Boys & Girls gehören Gewitter. Dies war in St. Leon-Rot schon bis auf ganz wenige Ausnahmen immer so und bleibt nun auch in Niedersachsen so. Das Spiel musste am Finaltag erstmals am späten Mittag für eine knappe Stunde unterbrochen werden. Als es für die Athleten wieder raus ging, dauerte es nicht lange, bis die Spielleitung das Spiel erneut unterbrechen musste.
Da immer, wenn das eine Gewitter gerade vorbeigezogen war, teils auch mit heftigem Starkregen, zog vom Harz aus kommend direkt das nächste Gewitter in den Warnradius. Lange gingen bange Blicke in den Himmel und in die Wetter-Apps, ehe sich Turnierdirektor Sven Hahnl mit der Spielleitung dazu entschließen musste, die Runde zu annullieren, weil keine Chance mehr bestand, diese am Samstag zu beenden. Somit zählte das Klassement, das schon nach zwei Runden in den Büchern war.
Ping Junior Solheim Cup im Blick
Bei den Mädchen waren zwei Spielerinnen schlaggleich in die Finalrunde gestartet. Da die Gewitterlage auch kein Stechen mehr zuließ, wurden Antonia Steiner und Johanna Janisch beide zu Siegerinnen erklärt. Dies war zuletzt 2016 der Fall, als Aline Krauter vom Stuttgarter GC Solitude und die Dänin Sofie Kibsgaard jeweils Gold gewannen. Beide sind inzwischen etablierte Tour-Profis.
Antonia Steiner hatte Scorekarten mit 69 und 75 Schlägen unterschrieben. Auf den vom Leaderflight bis zum Abbruch gespielten sieben Löchern performte die Hubbelratherin stark und lag ohne Bogey mit zwei Birdies bei -2 und damit alleine an der Spitze. Entsprechend war die Freude über den Sieg für die 16-Jährige, die vom 11. bis 13. Juni rund 50 Kilometer östlich von Göteburg im Isabergs Golfklubb beim Annika Invitational mitspielen wird, zwar groß, aber lieber hätte sie die Chance gehabt, die alleinige Führung im Klassement noch weiter auszubauen: „Dieser Sieg bedeutet mir sehr viel, denn er hilft mit definitiv in der laufenden Karriere weiter, gerade für die Qualifikation zum Junior Solheim Cup, der am Ende des Jahres mein Ziel ist. Ich freue mich sehr. Ich habe heute sehr gut gespielt, ich hätte gerne zu Ende gespielt.“
Antonia Steiner hat als bislang größten Erfolg den Sieg bei der R&A Girls U16 Championship 2023 in den Büchern. Die amtierende NRW-Meisterin spielt in der 1. Bundesliga der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf für den GC Hubbelrath. Anfang des Monats hatte die 16-Jährige, die vor allem mit NRW-Landestrainerin Alexandra Schleining trainiert, sich bei den Deutschen Lochspielmeisterschaften die Bronzemedaille gesichert.
Neben Antonia Steiner war bei den Mädchen auch noch Mia Hammerschmid am Start und kam bei dem sehr starken Teilnehmerfeld auf den 60. Platz. Bei den Jungen hatte kein Spieler aus NRW den Sprung ins Teilnehmerfeld geschafft.
Stimmungsvolle Siegerehrung
Aufgrund der Witterung musste auch die Siegerehrung verlegt werden. Im Zelt hinter dem Catering am zentralen Punkt des Platzes, wo sich die Bahnen 1, 9, 10 und 18 treffen, führte Marcus Neumann, Vorstand Sport im DGV flott und sportiv durch die kurze Zeremonie.
Neumann dankte dem Golf Resort Hardenberg, das durch den Präsidenten Oliver Bartels vertreten war, für die großartige Arbeit, die alle Beteiligten und Helfer für dieses große Jugendturnier geleistet hatten. Den meisten Applaus bekam das Greenkeeper-Team das in den Tagen der GBGI angesichts der Herausforderungen durch die Wassermassen unglaublich tolle Arbeit geleistet hatte.
Der ehemalige Damen-Bundestrainer zog für die erste Auflage der GBGI in Niedersachsen nach der ersten Enttäuschung über den Abbruch der Finalrunde ein sehr positives Fazit: „Natürlich ist dies nicht das erste Turnier, das wegen widriger Witterung abgebrochen werden musste, trotzdem schmerzt es jedes Mal erneut. Ganz schlimm es ist für den austragenden Club, der solch eine Situation bei einem so großen Turnier nur selten erlebt. Hardenberg hat nach 19 Jahren St. Leon-Rot die großen Fußstapfen mit neuen Akzenten gefüllt und ein neues Engagement gezeigt. Für den Club tut es mir besonders leid. Trotzdem haben wir würdige Sieger, die in einer sportlichen Entscheidung über nun nur zwei Runden ermittelt wurden. Auch wenn das Ergebnis nach drei vielleicht noch etwas anders gewesen wäre, haben wir starke Sieger gefunden.“
Fazit des Bundestrainers
Sebastian Rühl war vom Turnier in Hardenberg begeistert: „Das Turnier hatte eine unfassbare Trennschärfe. Das war vom Setup des Platzes und des Events insgesamt seit langer Zeit das anspruchsvollste, was ich in Deutschland und Europa gesehen habe. Das finde ich gut. Aus Sicht eines Bundestrainers wünsche ich mir Turniere, die zeigen, in welche Richtung es geht und welche Fähigkeiten noch entwickelt werden müssen, wo sind die Athletinnen schon gut, wo müssen sie noch arbeiten, um den nächsten Entwicklungsschritt zu machen. Wenn man dauerhaft Plätze spielt, die einfacher sind, bekommt man gar nicht mit, welche Skills noch entwickelt werden müssen, um wirklich ganz oben anzukommen. Hier in dieser Woche war deutlich erkennbar, wer schon in Richtung des nächsten Levels unterwegs ist und wer doch noch ein paar Dinge zu tun hat.“
Bei der Siegerin aus Hubbelrath sieht der Bundestrainer viele gute Sachen: „Antonia Steiner hat sehr eindeutig das Commitment in Richtung Profigolf. Sie hatte 2023 einen großen Sieg bei der R&A Girls U16 eingefahren und war im Team der Junior Vagliano Trophy. Auch über den Winter hat sie viele Weichen gestellt, die aus einer sehr guten Jugendspielerin eine noch bessere sehr junge Erwachsene gemacht haben. Ich bin von der Performance von Antonia sehr beeindruckt, weil sie auch auf so komplexen Golfplätzen wie dem Niedersachsen Course ihre Leistung abrufen konnte.“
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