Wernicke auf Platz drei

108. Spanish International Amateur Championship

Tarragona/Spanien – In seinem letzten Jahr als Junior hat Peer Wernicke eine herausragende Leistung vollbracht, zog bei den Herren in einem international stark besetzten Feld der Spanish International Amateur Championship ins Halbfinale ein und belegte im Endklassement Rang drei.

Zunächst sah es gar nicht so gut für den Hubbelrather aus, aber eine fulminante Reaktion auf seinen nicht gut verlaufenen ersten Wettkampftag drehte das Blatt. Peer Wernicke war auf der ersten Runde mit den Bedingungen nicht gut zurecht gekommen und lag mit 80 (+9) Schlägen weit abgeschlagen zurück.
Der Kampfgeist des Rheinländers war nun geweckt und so zauberte er am zweiten Tag eine blitzsaubere 68 (-3) auf den Platz. Bogeyfrei und mit drei Birdies schaffte der Team-Europameister so auf Rang 45 doch noch sicher den Sprung in die erste Matchplay-Runde.
„Gestern bin ich mit dem starken Wind nicht gut klar gekommen. Die Grüns sind mega schnell und diese Kombination ist man nicht gewohnt. Deshalb habe ich mich gestern sehr schwer getan, vor allem auf dem und rund um die Grüns. Heute habe ich es dagegen richtig gut hinbekommen. Ich habe wenig Fehler gemacht und sehr solide gespielt. An der 18 noch ein Birdie zu machen, war sehr schön. Jetzt freue ich mich sehr auf die Matchplays und hoffe, dass es noch ein paar Runden weiter geht. Ich bin guter Dinge“, strahlte der Spieler, der auch in den Kadern des Golfverbandes NRW gefördert wurde nach der fabelhaften zweiten Runde.

Vier Birdies in Serie

Peer Wernicke ging in der ersten Matchplay-Runde auf Loch 2 erstmals in Führung. Auf Loch 3 gestattete der Hubbelrather seinem Kontrahenten den einzigen Lochgewinn des Tages. Oscar Couilleau glich damit aus und die Partie kreuzte all square auf die Back Nine. Dann zündete Peer Wernicke, der sich 2022 unter anderem den Sieg bei der German International Amateur Championship in Mülheim gesichert hatte, den Turbo und knallte binnen fünf Löchern vier Birdies auf den Platz. Diesem Ansturm hatte der Franzose nichts mehr entgegen zu setzen und so stand früh der 4&3-Sieg des Deutschen fest. Auf seiner Runde hatte Wernicke Support von Emil Albers und Korbinian Walther.
„Heute war ein guter Tag. Ich habe sehr glatt gespielt und nur ein Bogey gemacht. Die ersten neun Löcher waren sehr solide. Danach habe ich vier Birdies in Serie gemacht und es lief alles zusammen. Da habe ich den Gegner unter Druck gesetzt. Es hat Spaß gemacht, heute zu spielen. Es war eine coole Runde und ich freue mich auf die nächsten Tage. Ich bin in einem guten Mindset für das Matchplay. So kann es weitergehen. Der Support von den anderen Jungs hat gut getan. Ich habe mich sehr wohl gefühlt, mit ihnen an der Seite zu spielen“, hatte Peer Wernicke einen rundum guten Tag erlebt.

Wernicke mit Blitzstarts

In der Runde der besten 32 traf der Hubbelrather auf den Schotten Andrew Davidson, der sein Match gegen Carlos Abril mit 3&1 gewinnen konnte. Peer Wernicke legte in seinem ersten Match des vierten Wettkampftages gleich ganz stark los und lag nach zwei Bahnen schon 2auf. Andrew Davidson reagierte und glich umgehend wieder aus. Passend, um das Momentum nicht beim Schotten zu lassen, holte sich der Hubbelrather auf der fünften Bahn die Führung wieder zurück. Dann ging es bis zum neunten Loch ausgeglichen weiter, aber noch auf der Front Nine erhöhte der Team-Europameister aus dem Rheinland auf 2auf. Dabei blieb es bis zum 16. Loch. Hier machte der Bundesadler mit einem weiteren Lochgewinn zum letztlich souveränen 3&2-Sieg den Sack zu und zog so ins Achtelfinale ein.

In der Runde der letzten 16 war Jack Ingham der Gegner. Der Niederländer war durch einen glatten 5&4-Sieg gegen den Belgier Jarno Tollenaire aufgestiegen.
Auch gegen Peer Wernicke zeigte Ingham eine ganz starke Leistung, hielt seine Scorekarte blitzsauber und musste kein Bogey notieren. Aber gegen den Auftakt des Hubbelrathers war an diesem Tag kein Kraut gewachsen. Nach vier Birdies auf den ersten fünf Bahnen führte Peer Wernicke schnell mit 4auf. Nach der Front Nine stand es sogar 5auf für den Deutschen, der bis dahin ebenfalls kein Bogey gespielt hatte, aber eben fünf Birdies auf den Platz donnerte.
Auf der Back Nine kam der Niederländer zwar noch etwas heran. Aber wieder auf dem 16. Grün machte der Peer Wernicke den Deckel drauf und sichert sich so den Einzug ins Viertelfinale.
Entsprechend positiv analysierte der erfolgreiche Youngster seine Matches vom vierten Wettkampftag: „Heute war ein cooler Tag. In beiden Matches habe ich auf den beiden Startlöchern jeweils Birdies gespielt und bis so sehr gut in beide Matches rein gekommen. Im ersten Match habe ich sehr solide gespielt und mit einem Birdie auf der 16 gewonnen. Das war gut. Jack Ingham hat im zweiten Match gegen mich sehr gut gespielt und ist bogeyfrei geblieben. Ich bin mega glücklich, wie ich heute gespielt habe und freue mich richtig, denn morgen wir ein großer Tag. Ich habe auf jeden Fall Bock, morgen Gas zu gaben.“

Nur kurz enttäuscht

Im ersten Moment war Peer Wernicke am Abend des fünften Wettkampftags dieser großen Meisterschaft noch enttäuscht, weil ihm der Einzug ins Finale nicht gelungen war. Aber auch dem Athleten war schnell klar, dass er früh im Jahr außergewöhnlich stark unterwegs war und in seinem letzten Jahr als Jugendlicher bei diesem so traditionsreichen und prestigeträchtigen Turnier im Endklassement den dritten Platz zu belegen, fraglos ein riesiger Erfolg ist.

„Es ist natürlich schade, so knapp vor dem Finale noch rauszufliegen. Daher bin ich jetzt etwas enttäuscht und es wird ein paar Tage dauern, bis ich mich über den dritten Platz richtig freuen kann. Eigentlich ist das ja ein super Finish und ich bin super weit gekommen. Grundsätzlich bin ich mit der Woche mega glücklich. Es gibt viel Positives mitzunehmen. Es waren schwere Bedingungen mit dem Wind und den schnellen Grüns. Soweit gekommen zu sein, zeigt mir, dass sich mein Spiel gut entwickelt und ich auch international auf einem Top-Niveau mithalten kann. Das freut mich sehr“, war das Fazit des Hubbelrathers kurz nach dem letzten Putt schon sehr reflektiert.

Schulterklopfen

Coach Moritz Lampert, der Bundestrainer Christoph Herrmann vertrat, war am Abend sehr beeindruckt und klopfte Peer Wernicke nach dessen Aus verbal mit größtem Respekt auf die Schultern: „Peer Wernicke hat heute am Vormittag viele tolle Schläge gemacht und sehr, sehr solide gespielt. Nach einer langen Woche, die körperlich und mental sehr anstrengende war, hat er auf seiner siebten Runde am Nachmittag auf einem schwierigen Golfplatz bei viel Wind nicht mehr ganz anknüpfen können. Ein dritter Platz ist aber wirklich herausragend. Es hat mir richtig viel Spaß gemacht, die Jungs hier zu betreuen. Es ist toll, zu sehen, wie unsere Arbeit aus dem Winter jetzt Früchte trägt und wie sich die Spieler weiterentwickeln und wir in einem solch starken, internationalen Feld tatsächlich vorne mitspielen.“

Im Viertelfinale war Peer Wernicke vom Start weg in Front gegangen und hatte dem Franzosen Louis Anceaux nur einen einzigen Lochgewinn überlassen. Entsprechend klar ging dieses Match mit 5&4 an den Hubbelrather.
Nach kurzer Mittagspause ging es mit dem Halbfinale weiter. Gegner war Nicola Gerhardsen. Der Schweizer ging auf Loch 1 in Führung, konnte sich aber nicht absetzen, so dass Peer Wernicke schon auf Loch 4 wieder ausglich. Nachdem sich der Eidgenosse auf Loch 6 die Führung zurückholen konnte, zündete er am Beginn der Back Nine den Turbo und holte sich vier Löcher in Serie. Es waren nicht mehr genügend Löcher über, um das Blatt noch einmal zu wenden und so gab es letztlich einen klaren 5&4-Sieg für Gerhardsen.

Türen offen

Bundestrainer Christoph Herrmann wurde vor Ort zwar durch Moritz Lampert vertreten, war aber mit dem Herzen und den Augen dennoch in Spanien: „Dieser dritte Platz hilft Peer Wernicke wirklich auf dem Weg nach oben. Er hat die gute Arbeit des Winters in Spanien auf den Platz bringen können. Das freut mich richtig für ihn. Das ist nicht nur ein richtig cooles Ergebnis so früh in der Saison, sondern hilft auch in der Weltrangliste. Im weiteren Saisonverlauf eröffnet dies die Chance, ins Feld des einen oder anderen Turniers hinein zu kommen - kurzfristig schon für die Lytham Trophy und wir hoffen, im weiteren Saisonverlauf vielleicht für die Einzel-EM oder The Amateur Championship. Dafür hat Peer jetzt einen guten Grundstein gelegt.“

 

Peer Wernicke vom GC Hubbelrath (© DGV)